Sie begrüßen sich per Wangenkuss und sind per Du: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihre niederländische Kollegin Ank Bijleveld verstehen sich augenscheinlich bestens, als sie in der Niedersachsenkaserne am Donnerstag einen weiteren Ausbau der Militärkooperation beider Länder vereinbaren, die seit mehr als 20 Jahren vorangetrieben wird. Die beim ersten offiziellen Besuch der neuen niederländischen Ministerin unterzeichnete Absichtserklärung dreht sich um die gemeinsame Digitalisierung der Landstreitkräfte. Diese haben vor drei Jahren in der Kaserne in der Lüneburger Heide mit dem Aufstellen einer deutsch-niederländischen Panzertruppe begonnen.

«Das was wir hier sehen, die ganz, ganz enge Kooperation, ist in Europa einmalig», betont von der Leyen. «Man darf nicht vergessen, von wo wir kommen», sagt die Ministerin wenige Kilometer entfernt von der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, in dem auch viele Niederländer sowie die nach Amsterdam geflohene Anne Frank den Tod fanden. «Vor 70 Jahren sind unsere Länder Todfeinde gewesen, heute vertrauen wir uns so sehr, dass wir uns gegenseitig Truppen unterstellen», so von der Leyen. «Unsere Kooperation ist sehr eng.» Das Vertrauen und die professionelle Zusammenarbeit seien ein sicheres Fundament für Europa.

Früher undenkbar, heute selbstverständlich: gemeinsame Panzertruppen

«Obwohl wir unterschiedliche Sprachen sprechen, haben wir eine gute Kooperation», betont die niederländische Ministerin Bijleveld. «Wir vertrauen einander, ich denke, dass das bestimmt das Wichtigste ist.» Obwohl oft über die Unterschiede zwischen Niederländern und Deutschen gesprochen werde, ähnelten sich beide eigentlich sehr. «Es geht um unsere Verteidigung, wir können das nicht alleine machen, sondern nur zusammen.»

Lange Zeit wäre ein so enger Schulterschluss zwischen Deutschen und Niederländern undenkbar gewesen, der Einmarsch bei dem kleinen Nachbarn im Zweiten Weltkrieg hinterließ eine tiefe Wunde, abwertend wurden die zunächst bei vielen in Holland verhassten «Duitsers» als «Moffen» tituliert. Später aber folgte eine enge Zusammenarbeit von Polizei, Feuerwehr oder Krankenhäusern beider Länder sowie eine Verzahnung des Arbeitsmarktes und von Berufsausbildungen.

Die zunächst quasi als Besatzer in Deutschland stationierten holländischen Soldaten kehrten später zur Bildung gemeinsamer Einheiten zurück. Auch in Bergen waren die Niederländer vor der Gründung der gemeinsamen Panzertruppe bereits bis 1994 stationiert

Mit Digitaltechnik sollen auch analoge Beziehungen gefördert werden

Die deutsch-niederländische Militärkooperation begann 1995 mit der Gründung eines gemeinsamen Heereskorps. Vorbild war die erste derartige gemeinsame Einheit, das 1989 geschaffene deutsch-französische Korps, das später auch durch belgische Einheiten ergänzt wurde. Um Geld einzusparen, erwogen die Niederländer 1999 zwar, das gemeinsame Heereskorps wieder aufzulösen, ein Plan, der aber schnell wieder verworfen wurde. In vielen Teilschritten verzahnten beide Länder seitdem ihr Militär, 2003 übernahmen Deutschland und die Niederlande die Führung des ISAF-Kommandos in Afghanistan, beim Einsatz in Mali lösten sie sich gegenseitig ab.

Wenn Niederländer und Deutsche in der Lüneburger Heide künftig mit kompatibler Digitaltechnik den Einsatz von Leopard 2-Panzern trainieren, bringt das nicht nur die Verteidigung voran, sondern auch den zwischenmenschlichen Draht zwischen beiden Ländern. So brachten die Niederländer bei ihrer Stationierung vor Jahrzehnten bereits den «Holländischen Carnaval» in die Heide. Seitdem wird mit «Grolsch»-Bier, Frikandellen und Pommes Frites aus Holland gefeiert.

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