Trinkwasser soll in ganz Europa noch besser und für alle Bürger verfügbar werden. Die EU-Kommission schlug dazu am Donnerstag neue Qualitätsstandards und zusätzliche Kontrollen vor. Ziel ist auch, dass die Europäer mehr Wasser aus dem Hahn und weniger aus Plastikflaschen trinken, um die Müllmassen einzudämmen. Konkreter Vorschlag: Alle Restaurants sollen ihren Gästen grundsätzlich kostenlos Leitungswasser anbieten. Zudem soll es mehr öffentliche Trinkbrunnen und Wasserzapfstellen geben.

In Deutschland ist die Qualität von Trinkwasser nach Angaben des Umweltbundesamts fast durchweg exzellent. Nach einer Umfrage des Instituts IESK von 2017 sind auch etwa neun von zehn Bürger mit der Qualität zufrieden und sagen, Leitungswasser könne man in Deutschland bedenkenlos trinken. 93 Prozent tun dies auch, wie der Verband kommunaler Unternehmen unter Berufung auf die Umfrage mitteilte.

Neue Anforderungen an Wasserqualität

Europaweit aber sieht die Kommission Verbesserungsbedarf. Sie will 18 neue Kriterien in den Prüfkatalog für unbedenkliches Wasser aufnehmen, darunter mögliche Schadstoffe, Bakterien oder Viren. Man bringe damit die 20 Jahre alte EU-Trinkwasserrichtlinie auf den letzten Stand, sagte Umweltkommissar Karmeno Vella.

Zudem soll nicht nur das Produkt Trinkwasser kontrolliert, sondern es sollen Risiken in der gesamten Produktionskette minimiert werden. Neue Bauvorschriften sollen Schadstoffe aus Leitungen weiter zurückdrängen. Die Versorger sollen Informationen zur Wasserqualität vor Ort leicht zugänglich machen, um das Vertrauen der Bürger zu stärken.

Die Mitgliedsländer sollen ihrerseits sicherstellen, dass alle Bürger Zugang zu sicherem Wasser haben. Nach Kommissionsangaben sind 23 Millionen Europäer nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen, häufig arme oder benachteiligte Menschen.

Einsparpotenzial bei Plastikflaschen

Würde weniger Wasser aus Plastikflaschen konsumiert, könnten europäische Haushalte mehr als 600 Millionen Euro jährlich sparen, rechnet die EU-Kommission vor. Allerdings haben auch die vorgeschlagenen Verbesserungen ihren Preis. Die Kommission schätzt die Mehrkosten auf 1,6 bis 2,2 Milliarden Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Die jährlichen Kosten zur Bereitstellung von Trinkwasser in Europa liegen nach Angaben der Behörde bei 46,3 Milliarden Euro.

In Deutschland begrüßten der Kommunalverband VKU und die Versorgerverbände BDEW und DVGW die Initiative der Kommission grundsätzlich. Die Anpassung der 20 Jahre alten Trinkwasserrichtlinie sei gut, erklärte ein VKU-Sprecher und verwies unter anderem auf die Zunahme von Arzneimittelrückständen in Gewässern, die irgendwann auch für Trinkwasser problematisch werden könnten. Besser sei es, solche möglichen Belastungen zu vermeiden und nicht später aus dem Wasser herauszufiltern. BDEW und DVGW kritisierten aber die Ausweitung von Informationspflichten.

Nur halb zufrieden äußerte sich auch die europäische Bürgerinitiative Right2Water, auf die die Kommission mit der neuen Strategie reagierte. Die Initiative hatte 2013 nach eigenen Angaben 1,8 Millionen Unterschriften dafür gesammelt, dass alle Bürger Zugang zu sauberem Trinkwasser und guten Sanitäranlagen bekommen. «Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings wenig ambitioniert», sagte Sprecher Pablo Sanchez. Nach Schätzungen der Initiative haben sechs bis acht Millionen Europäer keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser oder zu geeigneten Sanitäranlagen. Für 20 Millionen Menschen in Europa gebe es Qualitätsprobleme beim Trinkwassers.

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