Wegen der wachsenden Spannungen mit US-Präsident Donald Trump rechnet die EU-Kommission mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum in Europa als ursprünglich angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt werde im laufenden Jahr in den 19 Ländern der Eurozone und auch in der gesamten EU lediglich um 2,1 Prozent zunehmen, teilte die Brüsseler Behörde mit. Im Frühjahr war sie noch von 2,3 Prozent ausgegangen.

Nach Jahren der Krise war Europa gerade wieder spürbar wirtschaftlich im Aufschwung. Die Lage war zuletzt so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. 2007 verzeichnete die Eurozone noch 3,0 Prozent Wachstum, danach ging es jahrelang bergab. 2017 lag das Eurozonen-Wachstum dann bei 2,4 Prozent. 2019 erwartet die Brüsseler Behörde 2,0 Prozent – sowohl in der Eurozone als auch in der gesamten EU.

Abwärtskorrektur aufgrund angespannter Handelsbeziehungen

«Die gegenüber dem Frühjahr geringfügige Abwärtskorrektur spiegelt die Auswirkungen der gespannten Handelsbeziehungen und der politischen Unsicherheit auf das Vertrauen sowie die steigenden Energiepreise wider», erklärte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. «Unsere Prognose geht für die Jahre 2018 und 2019 von anhaltendem Wachstum aus, wenngleich eine Ausweitung der protektionistischen Maßnahmen ein klares Abwärtsrisiko darstellt. Handelskriege kennen keine Sieger, nur Verlierer.»

Trump verfolgt einen zunehmend protektionistischen und gegen freien Welthandel gerichteten Kurs. Zuletzt hatte die US-Regierung eine Liste mit Waren aus China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar vorgelegt, die mit Zusatzzöllen in Höhe von zehn Prozent belegt werden könnten. Ob die Zölle tatsächlich in Kraft treten, ist noch offen. Die Ankündigung hatte aber bereits zu Kursverlusten an den Börsen geführt.

Wegen des hohen Defizits der USA von mehr als 800 Milliarden US-Dollar im Außenhandel hat Trump auch die Europäische Union im Visier. Er verhängt bereits höhere Zölle auf Stahl- und Aluminium-Importe mit der Begründung, er wolle die nationale Sicherheit der USA garantieren. Auch Autoimporte hat er im Blick.

Die Folgen zeigen sich nun. «Ein ungünstiges außenwirtschaftliches Umfeld wie die zunehmenden handelspolitischen Spannungen mit den USA können das Vertrauen dämpfen und das Wirtschaftswachstum belasten», sagte EU-Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis.

EU-Kommission rechnet vorerst nicht mit weiterer Eskalation

In ihrer Prognose ging die EU-Kommission nicht von einer weiteren Eskalation im Handelsstreit aus. «Sollten die Spannungen jedoch zunehmen, würde sich dies nachteilig auf den Handel und die Investitionen niederschlagen und in allen beteiligten Ländern zu Wohlstandsverlusten führen», warnte sie.

Auch bei der Inflation sieht die Kommission Veränderungen. Wegen des Anstiegs der Ölpreise rechnet sie nun in Eurozone und gesamter EU mit einer Teuerungsrate von 1,7 beziehungsweise 1,9 Prozent. Das entspricht jeweils einem Anstieg von 0,2 Prozentpunkten seit dem Frühjahr.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht eine Inflationsrate von knapp 2,0 Prozent als erstrebenswert an. Der Wert gilt als Garant für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung. Sind Preise dauerhaft niedrig oder sinken gar auf breiter Front, könnten Unternehmen und Verbraucher verleitet werden, Investitionen aufzuschieben. Dies kann dann das Wirtschaftswachstum bremsen.

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