Mit dem Abschwung durch die Corona-Krise und dem Handelskrieg der USA steuern europäische Unternehmen in China in eine ungewisse Zukunft. Zwar hat sich ihr Betrieb weitgehend normalisiert, da China den Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 im Griff hat, aber sie «tappen im Dunkeln», sagte die Vizepräsidentin der EU-Handelskammer, Charlotte Roule, in Peking bei der Vorlage der jährlichen Umfrage zum Geschäftsklima in China.

Die Ungewissheit sei so groß «wie seit Generationen nicht mehr gesehen». «Lieferketten sind unterbrochen, die Nachfrage bricht ein, und die Aussichten sind düster», sagte Roule. Zudem stütze sich die Regierung in der Krise vor allem auf chinesische Staatsunternehmen, die damit noch stärker als zuvor schon wieder auf dem Vormarsch seien und ausländische und private Firmen verdrängten.

Chinas Markt bewege sich in die Richtung eines «eine Wirtschaft, zwei Systeme-Modells», sagte die Vizepräsidentin vor Journalisten und sprach von einem «beunruhigenden Trend». Auf der einen Seite gebe es ein offeneres, gerechteres und gut reguliertes System - auf der anderen aber Bereiche, in denen Staatsbetriebe mit «alarmierender Geschwindigkeit» weitere Anteile übernähmen.

Wirtschaftlicher Abschwung bereitet Sorgen

Am meisten Sorgen macht EU-Unternehmen der wirtschaftliche Abschwung. China musste im ersten Quartal einen Wachstumseinbruch von 6,8 Prozent hinnehmen. An zweiter Stelle steht in der Umfrage der seit zwei Jahren andauernde Handelskrieg der USA mit China.

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Volkswirtschaften nach Anteil an der Weltwirtschaftsleistung

Kopfschmerzen bereiten den europäischen Firmen ferner der Rückgang der globalen Konjunktur, steigende Lohnkosten und zweideutige Vorschriften in China. Auch der wachsende Wettbewerbsdruck durch private chinesische Unternehmen oder Marktmitspieler, die sich nicht an die üblichen Regeln halten, wurden genannt.

Nach der Normalisierung des Betriebs schüfen nicht nur die Unterbrechung von Lieferketten, sondern auch die Reisebeschränkungen weiter Probleme, weil Experten kaum nach China geholt werden könnten. So vergibt China aus Angst vor einer Einschleppung des Virus gegenwärtig keine normalen Einreiseerlaubnisse für Ausländer.

Unternehmen hoffen auf Investitionsschutzabkommen

Von dem angestrebten Investitionsschutzabkommen zwischen Europa und China erhoffen sich die EU-Unternehmen eine größere Marktöffnung, weniger Diskriminierung auf dem chinesischen Markt und transparentere Genehmigungs- und Lizenzprozesse. Trotz der Corona-Krise und der Absage des EU-China-Gipfels im September in Leipzig laufen die Verhandlungen über Videoschalten weiter, wie Roule berichtete.

«Wir wünschen uns sehr ein bedeutsames Investitionsabkommen», sagte Roule. Wenn das aber nicht gelinge, wäre es besser, keins zu haben. Es gebe Hoffnung, auch wenn es eine ziemliche Herausforderung sein werde, das Abkommen bis Jahresende abzuschließen. Es wäre aber besser, länger zu warten, um eine wirksame Vereinbarung zu erreichen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrel hatte sich am Vortag in Brüssel allerdings enttäuscht über den bisherigen Verlauf gezeigt. Er warf China mangelnden Einigungswillen und einen Verstoß gegen Absprachen vor - insbesondere in den Bereichen Marktzugang, Reziprozität und einheitliche Rahmenbedingungen.

Erstarken der Staatsbetriebe nimmt weiter zu

Die EU-Kommission macht im Verbund mit den Mitgliedsstaaten mittlerweile zurecht deutlich mehr Druck auf Peking, den Markt schneller zu öffnen», sagte der Hauptgeschäftsführer vom Bund der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. «Die Marktzugangshürden für ausländische Unternehmen sind in China immer noch hoch.»

Die Umfrage zum Geschäftsklima war schon im Februar gemacht worden, doch schilderten die Experten der Handelskammer, dass die Schlussfolgerungen durch weitere Erhebungen bei den Unternehmen der schnellen Krisenentwicklung angepasst worden seien. Einige Trends, besonders das Erstarken der Staatsbetriebe, hätten sich noch verschärft, sagte Roule.

Folgende Erhebungen der deutschen, italienischen, österreichischen und französischen Handelskammern in China im März hätten zudem ergeben, dass zwei Drittel bis drei Viertel der Mitgliedsunternehmen in diesem Jahr als Folge von Covid-19 einen Rückgang der Einnahmen um mehr als zehn Prozent erwarten.

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