Gerd Schröder ist ein Mann der Tat. Als er 2004 erfuhr, dass das Branntweinmonopol endet, fackelte er nicht lange, sondern plante das Ende seiner Karriere als Brenner. «Mir war klar, dass sich das Geschäft dann nicht mehr lohnt», erklärt der 54-Jährige aus Ilbesheim (Donnersbergkreis). Auch habe er keinen Nachfolger für seinen Betrieb gefunden.

Die Familie Schröder brennt schon seit 1971. Brennerei und Brennrecht übernahm Gerd Schröder vor 34 Jahren von seinem Vater und spezialisierte sich auf die Herstellung von Alkohol aus Weinhefe. «Rheinland-Pfalz bietet hier einen großen Vorteil», sagt Schröder: «wenige Brennereien, viele Winzer». Von denen holte er die Hefe, ein Abfallprodukt der Weinerzeugung, um daraus als Dienstleister im Namen der Winzer bis zu 20 000 Liter Alkohol im Jahr zu machen. Nach Abzug einer Reinigungsgebühr für die Weiterverarbeitung bekam Schröder dafür von seinen Händlern etwa zehn Euro pro Liter.

Statt es zu versteuern, konnten die Winzer den Alkohol auch an die Bundesmonopolverwaltung abliefern und eine Aufwandsentschädigung dafür bekommen. Mit dem Fall des Monopols hat das nun ein Ende. «Das Weinhefegeschäft ist tot», stellt Schröder klar.

Ein Relikt aus alten Zeiten

Gegründet worden war die Monopolverwaltung 1918 von dem letzten Kaiser Wilhelm II., um die durch den Ersten Weltkrieg ruinierten Staatsfinanzen aufzubessern. Für die Bauern hatte die Monopolverwaltung den Vorzug, dass die Behörde bis heute Garantiepreise für Agraralkohol zahlt, die weit über den Weltmarktpreisen liegen - bezuschusst durch den Bund.

Zwar gab es zuletzt auch in Deutschland kein echtes staatliches Branntweinmonopol mehr, doch die Monopolverwaltung existierte als eine Art Relikt aus alten Zeiten weiter. 2004 untersagte die EU dann jedoch staatliche Zuschüsse für die Alkoholproduktion. Mit dem 31. Dezember 2017 endet das Monopol endgültig.

Viele Brenner werden ihr Geschäft aufgeben

«Es werden viele Brenner aufhören müssen», meint Otto Hey. Er ist Vorsitzender des Verbands der Pfälzer Klein- und Obstbrenner. Doch nicht jeder Brenner ist so konsequent und schnell wie Gerd Schröder. Mit einer echten Kündigungswelle rechnet Hey ab dem kommenden Jahr. Es gebe zwar die Möglichkeit, die Brände selbst zu verkaufen, viele hätten jedoch keine Zeit dafür oder nur wenig Erfahrung.

«Gerade für Winzer war der aus der Weinhefe gewonnene Alkohol eine wichtige Einnahmequelle, die jetzt entfällt», erklärt Hey. Auch er selbst hat sich in Oberotterbach (Kreis Südliche Weinstraße) ganz der Brennerei verschrieben. «Als ich kürzlich das letzte Mal für das Monopol gebrannt habe, kamen mir schon die Tränen», erzählt er. Hey will künftig die Vermarktung seiner Brände über seine Weinstube forcieren.

Der Geschäftsführer des Verbands Badischer Klein- und Obstbrenner, Klaus Lindenmann, sagt: «Die Brenner haben bisher etwa 60 Prozent ihrer Gesamtmenge an das Monopolamt abgeliefert.» Er rechnet damit, dass viele Brenner ihr Geschäft spätestens dann aufgeben, wenn die nächsten größeren Investitionen anstehen, etwa für eine neue Anlage.

«Es ist ja nicht nur ein Ende, sondern auch ein Neuanfang.»

Derzeit sind beim Hauptzollamt Stuttgart 1221 rheinland-pfälzische Abfindungsbrennereien und 96 Verschlussbrennereien zugelassen. Außerdem haben rund 23 000 Stoffbesitzer aus dem Land, also Inhaber von Streuobstwiesen ohne eigene Brennanlage, in der vergangenen Brennsaison eine Branntweinherstellung angemeldet. Aus der Besteuerung des Branntweins flossen 2016 nach Angaben des statistischen Landesamtes 956 000 Euro in die öffentlichen Kassen - 31,1 Prozent weniger als 2015.

Gerd Schröder hat seine Brennanlage bereits verkauft, sich ein altersgerechtes Haus gebaut und führt in der ehemaligen Brennerei nur noch ein beim Zoll registriertes Lager für seine Liköre. «Das kann ich noch machen bis ich 70 Jahre alt bin», sagt er. Den Weintrauben-, Eier- oder Pfirsichlikör verkauft er an Winzer oder Bauern. Das Ende der Brennerei sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. «Es ist ja nicht nur ein Ende, sondern auch ein Neuanfang.»

Von Bernadette Winter (Text) und Andreas Arnold (Foto)

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